Von 1903 bis 2018
Genau 28 Personen waren es, die am 29. März 1903 in der Gastwirtschaft Henneken dem Vorgängerverein des SV Westfalia 03 beitraten: dem Turnverein Scherfede. Der Start des jungen Vereins war holprig: In Scherfede war niemand bereit, den Turnern einen Raum anzubieten. Der Gastwirt Henneken sprang schließlich ein - in seinem Saal durfte geturnt Werden. Anfang des 20. Jahrhunderts war es nicht selbstverständlich, zum Sport zu gehen. Lehrer warnten vor der ,,Gefahr”, die beim Turnen lauerte. Nachdem der Verein Geräte beschafft hatte, auf Festen erfolgreich war und eigene Turnabende veranstaltete, änderte sich das Bild. Aus Widerstand wurde Interesse. Der Verein versuchte sogar, eine eigene Halle zu bauen. Die Spendensammlung erbrachte allerdings nur 2,70 Mark.
Fußball als „roher Sport”
Der Turnverein hatte in den Jahren von 1905 bis zum ersten Weltkrieg seine Blütezeit. Der Verein veranstaltete zum Beispiel jährlich ein Turnfest, zu dem auswärtige Vereine eingeladen wurden. Der Krieg setzte der Vereinsarbeit ein jähes Ende. Die aus dem Krieg heimgekehrten Mitglieder knüpften aber an die erfolgreichen Jahre an. Am 16. Februar 1919 wurde ein neuer Vorstand gewählt. Schnell war die Mitgliederzahl wieder auf Vorkriegsniveau. Neben dem Turnsport war in Scherfede mittlerweile noch eine andere Sportart bekannt geworden: der Fußballsport. Zunächst waren es wenige junge Männer, die auf dem Bruch zusammen kamen, Mannschaften bildeten und gegeneinander spielten. 1921 stellte die Gemeinde ihnen den Platz zur Verfügung, auf dem der SV Westfalia bis heute spielt: die Diemelkampfbahn. Wie die Turner hatten auch die Fußballer mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Es fehlte an Bällen, Schuhen und Sportbekleidung. Wiederum warnten Eltern and Erzieher vor der ,,rohen Sportart”. Nichtsdestotrotz startete 1922 eine Scherfeder Mannschaft in den Spielbetrieb.
Die zweite Geburtsstunde des Vereins
Ende der 1920er Jahre bestanden einige Unstimmigkeiten zwischen Fußballern und Turnern. Diese konnten 1931 endgültig beigelegt werden. Im Vereinslokal Luis beschloss eine außerordentliche Mitgliederversammlung den Zusammenschluss beider Sportarten unter einem Vereinsdach, gewissermaßen die zweite Geburtsstunde des SV Westfalia 03, wie er heute besteht. In den Jahren 1933 bis 1938 wurde auch in Scherfede, wie überall seinerzeit, die „Schießertüchtigung“ betrieben. Fußballer und Turner auf der einen sowie Schützen auf der anderen Seite schlossen sich zusammen - unter dem Namen ,,Eisenbahn Turn- und Sportverein Westfalia 03“. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges musste der Spielbetrieb bis auf den Jugendbereich komplett eingestellt werden. Im Dezember 1945 beschlossen die Mitglieder, den Sportbetrieb wieder aufzunehmen. Der Verein hatte direkt mit weiteren großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Sportplatz war infolge der Hochwasserkatastrophe im Frühjahr 1946 stark verwüstet. Der Einsatz vieler freiwilliger Helfer war nötig, um den Platz wieder herzustellen. In den Nachkriegsjahren legten die Verantwortlichen auch großen Wert auf die Leichtathletik. Auf dem Kreissportfest in Warburg gingen 80 Prozent der Erfolge an die Scherfeder Sportler.
Ins Trainingslager trotz klammer Kasse
Die Fußballsaison 1946/1947 war für die Westfalia besonders erfolgreich. Die erste Mannschaft stieg in die Bezirksklasse auf und konnte auch im Folgejahr den Klassenerhalt schaffen. Und trotz finanzieller Engpässe im zweiten Bezirksligajahr schickte der Vorstand die erste Mannschaft ins Trainingslager nach Ostwig ins Sauerland. Und das zahlte sich ans: Die Westfalia hielt sich fast ausnahmslos in der Tabellenspitze auf. Im Mai 1952 wurde eine grundlegende Erneuerung der Sportplatzanlage in Angriff genommen. Erstmals wurde eine 400-Meter-Laufbahn rund um das Rasenrechteck angelegt. Sein 50 jähriges Bestehen feierte der ETUS Westfalia 03 im Juni 1953. Fünf Jahre später musste die erste Mannschaft den Ab- stieg aus der Bezirksliga hinnehmen. Wie sich jedoch herausstellte, war der Abstieg nur ein „Betriebsunfall” - die Westfalia schaffte im folgenden Jahr den Wiederaufstieg. Im Juli 1965 wurde die Sportplatzanlage erneut durch die große Hochwasserflut zerstört. Ein Jahr spielten die Fußballmannschaften der Westfalia auf dem Platz des Nachbarn Germania Rimbeck oder auf anderen auswärtigen Plätzen. Am 29. August 1966 wurde die Sportanlage beim Sportfest wieder eingeweiht. Mit dem Bau der Schulturnhalle wurde Mitte der 1960er Jahre auch wieder die Turnabteilung mobilisiert.
Eine Fusion - und eine Trennung
Im April 1971 schloss sich die Westfalia mit dem Nachbarverein Germania Rimbeck zusammen. Der Fusionsverein führte den Namen Eisenbahner-Sportverein Scherfede/Rimbeck. Die Mitglieder wählten Franz Michels zum ersten Vorsitzenden. Als Trainer der ersten Mannschaft wurde der ehemalige B-Nationalspieler Willi Overdieck verpflichtet. Der ESV stellte Anfang der 70er Jahre drei Mannschaften: Die erste spielte unter Overdieck drei Jahre in der Bezirksliga, die zweite und dritte in den Kreisligen A und B. Im Jahr 1978 entschloss man in Rimbeck, wieder einen eigenständigen Verein zu gründen. In Scherfede wurde der Vereinsname ESV Scherfede/Rimbeck zunächst weitergeführt - bis zum Jahr 1993. In einer außerordentlichen Versammlung beschlossen die Mitglieder, aus dem Verband Deutscher Eisenbahner-Sportvereine auszutreten. Immer weniger Vereinsmitglieder waren zu diesem Zeitpunkt noch Eisenbahner. Seit 1993 führt der Verein seinen aktuellen Namen: SV Westfalia 03 Scherfede/Rimbeck.
Leichtathletik, Volleyball und Tischtennis
Alfred Böhnke hatte im Jahr 1971 den Parklauf in Hardehausen ins Leben gerufen. Jahr für Jahr gingen mehr Läufer an den Start - 1991 gehörte der Parklauf mit mehr als 500 Läuferinnen und Läufer zu den großen Laufveranstaltungen in Westdeutschland. 1996 wurde der Lauf letztmalig vom SV Westfalia ausgerichtet. Nachdem das Interesse an der Leichtathletik beim SV Westfalia abnahm, übernahmen andere Vereine aus dem Warburger Land die Organisation.
Die 1970er Jahre waren die Hochphase des Volleyballs beim SV Westfalia. Eine Mannschaft um Wolfram Krischer nahm von 1973 bis 1978 erfolgreich am Spielbetrieb teil. Durch den Weggang vieler Spieler - zum Beispiel zum Studium - musste der Spielbetrieb wieder eingestellt werden. Kindergymnastik bietet die Westfalia seit 1976 an - bis heute können sich die jüngsten Scherfeder Kinder gymnastisch, turnerisch und tänzerisch in der Turnhalle ausprobieren.
Hansi Scheifers, Willi Ferber, Reinhold Fieseler und andere hatten in den 1950er Jahren erfolgreich Tischtennis gespielt. Nachdem jahrelang keine Halle zur Verfügung stand, wurde der Sport beim SV Westfalia im Jahr 1981 wieder ins Leben gerufen. Viele neue und engagierte Sportler konnten in den Folgejahren einige Erfolge feiern: unter anderem den erstmaligen Aufstieg in die Bezirksklasse in der Saison 1992/ 1993. Die Jugend spielte eine Saison lang in der zweithöchsten Spielklasse des Jugendbereichs, in der Jungen-Bezirksliga. Heute treten noch drei Herrenteams für den SV Westfalia an, die 1. Mannschaft spielt in der Kreisliga.
Neues Sportheim/ Förderverein/ Bezirksligaaufstiege
Die Fußballer benötigten nach dem Abstieg aus der Bezirksliga 1974 sieben Jahre bis zum Wiederaufstieg, der 1981 unter dem Bad Driburger Trainer Friedhelm Greff gelang. Nach einem Jahr ging es jedoch 1982 wieder zurück in die Kreisliga A, in der man 10 Jahre verblieb. In dieser Zeit hatten die Westfalia-Kicker zwar häufig unter verschiedenen Trainern um die Spitze mitgespielt, jedoch erst mit Trainer Hartmut Rudkoski gelang 1992 der Aufstieg in die Bezirksliga Staffel 3. Am vorletzten Spiel beim Tabellenzweiten in Dringenberg wurden mit einem Sieg die Weichen für den Aufstieg gestellt. Im letzten Saisonspiel am 17. Mai 1992 wurde auf der Diemelkampfbahn der TuS Willebadessen empfangen. Vor einer großen Zuschauerkulisse und mit Unterstützung durch den Musikverein Scherfede entwickelte sich eine großartige Stimmung. Die Diemelkampfbahn war zu diesem Zeitpunkt wahrlich ,,bezirksligareif".
Dazu hatte der SV Westfalia einige Jahre zuvor den Grundstein gelegt. Am 17. August 1986 feierte der Verein die Einweihung des Sportheimes. Mehr als 6.000 Arbeitsstunden wurden von den vielen freiwilligen Helfern geleistet. 1992 wurde der zweite Sportplatz eingeweiht und mit einer Flutlichtanlage ausgestattet. Auch dieser Tag ist in die Vereinsgeschichte des SV Westfalia eingegangen. Initiiert von Josef Eilbrecht wurde 1994 der Förderverein des SV Westfalia gegründet. Der Förderverein unterstützt seitdem den Verein in seiner Jugendarbeit - sowie bei der Unterhaltung der Sportanlagen und bei größeren Anschaffungen.
Nach dem erneuten Abstieg der 1. Mannschaft im Jahr 1996 gelang der Mannschaft um Spielertrainer Martin Marx in einer sehr starken Saison mit fast 100 geschossenen Toren der sofortige Bezirksliga-Wiederaufstieg in der Saison 1996/1997. „Scherfede macht mit 5:0 in Dringenberg Aufstieg perfekt. Die Westfalia aus Scherfede spielt ab der kommenden Saison wieder um Bezirksligapunkte“ titelte die Neue Westfälische.
Eine besondere Leistung in der langen Geschichte des Vereins (und wahrscheinlich auch des Sportkreises) gelang Michael Fieseler in der Saison 1999/2000. Mit 45 Toren in einer Saison (in der Kreisliga A) avancierte er zum Rekordtorschützen.
100-jähriges Jubiläum
2003 feierte der SV Westfalia vom 4. bis 13. Juli mit einer tollen Sportwoche sein 100-jähriges Vereinsjubiläum: Neben Spielen der Jugendmannschaften, einer Kinderturnolympiade und einem feierlichen Gottesdienst, war ein Highlight der Woche der Opel-Hoppe-Cup mit den Mannschaften KSV Hessen Kassel und dem SC Paderborn 07, der damals noch in der Regionalliga spielte. Im Endspiel des packenden Turniers schlug der SC Paderborn mit einem 9:1 (Halbzeit 2:1) den damaligen Landesligisten Jordania Borgholz, die sich zuvor noch gegen den KSV mit 3:1 durchsetzen konnten. Zweiter Höhepunkt war das Freundschaftsspiel zwischen den Alten Herren der Westfalia und der Traditionself von Borussia Dortmund. Die Alten Herren kämpften stark gegen die Borussia, verloren aber mit 1:5. Der zwischenzeitige Ausgleich zum 1:1 gelang Hans-Gerd Altmann nach Vorarbeit von Karl Schröder. Beim BVB zeichnete sich besonders der ehemalige Mittelstürmer Jürgen „Kobra“ Wegmann aus, der zwei Treffer zum Sieg beisteuerte. In der Mehrzweckhalle feierte unser Verein mit einem Festakt und anschließender ”Rot-Weißer-Nacht” mit dem Musikverein Scherfede und den Scherfeder Dorfmusikanten ein tolles Jubiläumsfest.
Veranstaltungen, Sportheim, Tribüne
Abseits des Sportplatzes hat der SV Westfalia in den vergangenen zehn Jahren viele Aktionen und Veranstaltungen ins Leben gerufen, die für Begeisterung and Anerkennung gesorgt haben. Das Jugendhallenturnier in der Mehrzweckhalle war seit 2000 ein fester Bestandteil des Programms. 2010 veranstaltete der SV erstmalig zur Fußball-Weltmeisterschaft ein Public-Viewing im Anbau der Mehrzweckhalle. Auf einer Großbildleinwand wurden alle Deutschlandspiele gezeigt. Die Zuschauerresonanz war so groß, das bereits nach dem ersten Gruppenspiel der deutschen Mannschaft in die große Halle umgezogen werden musste. Durch den Erfolg war schnell klar, dass auch 2012 zur EM die Leinwand wieder aufgestellt werden musste. Das Viertelfinalspiel gegen Griechenland wurde ,,open air” auf der Wiese neben der Mehrzweckhalle übertragen. 2012 wurde der lang gehegte Plan - eine Rocknacht mit der Band GinTonic - verwirklicht. Keyboarder Norbert Hoppe, langjähriger Westfalia-Torhüter, rockte mit GinTonic die Halle. Über 600 begeisterte Gäste feierten die ganze Nacht. Auch 2013 war die zweite Scherfeder Rocknacht, die in diesem Jahr vom Förderverein des SV Westfalia ausgerichtet wurde, ein voller Erfolg. Auf der Diemelkampfbahn hat sich in den vergangenen Jahren einiges verändert. So wurden die zahlreichen Pappeln rund um den Sportplatz abgeholzt. Auf diesem Terrain entstand, initiiert durch Alfons Moors, ein Zeltplatz und ein Beachvolleyball- bzw. Beachsoccerfeld. Seit 2009 können Zuschauer auf einer Sitzplatztribüne, die Hans-Gerd Altmann mit fleißigen Helfern und mit Unterstützung von Sponsoren geplant und gebaut hat, Platz nehmen. Nach einem Frost- and Wasserschaden im Februar 2012 musste das Sportheim komplett saniert und renoviert werden. Pünktlich zum Jubiläum erstrahlt es in neuem Glanz.
Nach der Qualifikation der 1. Mannschaft für die gemeinsame Kreisliga A des „neuen“ Sportkreises Höxter wurde zur Sicherung des Spielbetriebs eine neue Spielgemeinschaft gemeinsam mit dem TuS Wrexen ins Leben gerufen. Die SG Scherfede/ Rimbeck/ Wrexen erzielte anschließend gute einstellige Tabellenplätze in der der neuen Liga. Nach dem völlig überraschenden Abstieg der 1. Mannschaft wurde in der Saison 2017/2018 der viel umjubelte direkte Wiederaufstieg in die Kreisliga A geschafft.